Selbstwertgefühl ist wichtig

Heute habe ich Besuch bekommen. Zum ersten Mal seit meinem Weggang von zu Hause haben mir fremde Menschen Hilfe angeboten. Das war ein gutes Gefühl, aber es tat auch ein bisschen weh. Ich habe sehr deutlich gespürt, dass zum Beispiel mein Mann oder meine Mutter mich für meine Entscheidung nur kritisieren.

Es fühlt sich falsch an, dass ich mit Menschen so eng verbunden bin, die sich keine Gedanken darum machen, was in meinem Leben vor sich geht. Und dann sind da fremde Leute, die mich nicht kennen, und die bieten Hilfe an. Ist das eine verkehrte Welt oder habe ich mich mit den verkehrten Menschen abgegeben?

Mir hat aber zu denken gegeben, dass meine Gäste, die Besitzer meiner Holzhütte, meine Auszeit für eine große Sache halten.

Sie überschätzen mich maßlos. Ilona und Lisa waren auch beim Gespräch dabei. Die beiden fanden die Idee gut, nach mehr Frauen einzuladen. Sie haben die Vision von einem Camp für Frauen. Lachhaft. Ich gehe jetzt spazieren. Mein Kopf brummt. Susanne Klein-Kunert als Revolutionärin. Ich tauge nicht mal zur Aktivistin in der hintersten Reihe. Meine eigenen Angelegenheiten sind mir aktuell schon zu groß. Früher war das anders. Ich habe immer gedacht, ich könnte die Welt verändern. Aber wenn man reifer wird, sieht das mit anderen Augen. Das ist doch so, oder? Bin ich resigniert? Wo ist mein Selbstwertgefühl geblieben?

Ich denke an die Jungs und an meinen Mann. Es ist so enttäuschend und verletzend, dass er sich überhaupt nicht meldet. Ich will nicht mit dem Gefühl leben, ihm gleichgültig zu sein.

In meinen Kopf schleichen sich dunkle Gedanken. Ich fühle mich heute so klein und unbedeutend.

 

Die Erwerbstätigkeit hat einen signifikanten Einfluss auf das Selbstwertgefühl. Forschungen und Studien einschlägiger Fachbereiche zeigen, dass eine aktive berufliche Tätigkeit zu generell gesteigertem Selbstwertgefühl und positiverer Selbstwahrnehmung führt. In Bezug auf das Selbstwertgefühl und das allgemeine Wohlbefinden sind Jobzufriedenheit und Anerkennung am Arbeitsplatz entscheidende Faktoren.
Diversen Studien zufolge ist Arbeit mehr als nur eine Einkommensquelle. Sie stärkt das Gefühl, gebraucht zu werden, sie verschafft eine gewisse Identität und erhöht die soziale Integration und das soziale Ansehen. Ebenso haben Forschungen ergeben, dass Arbeitslosigkeit eng mit einem reduzierten Selbstwertgefühl verbunden ist. Fehlt die Arbeit oder ist sie von geringer Qualität, führt das oft zu Gefühlen der Unzufriedenheit, Inkompetenz und Wertlosigkeit.
Ein Beispiel dafür ist eine Studie von Marie Jahoda (1982), die schon sehr früh deutlich machte, dass Arbeit ihren Beitrag leistet zu dem Gefühl, ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft zu sein. Forscher der Klinik für Geburtsmedizin an der Berliner Charité fanden heraus, dass berufstätige Mütter selbstbewusster sind als Hausfrauen. Berufstätige Mütter sind zudem wirtschaftlich in einer guten Situation und verfügen über eine höhere Bildung als die Frauen, die sich ganz um Haushalt und Kindererziehung kümmern. Es können aber auch Faktoren wie Arbeitsbedingungen, das Ausmaß an Autonomie, Kontrolle über die eigene Arbeit, soziale Unterstützung am Arbeitsplatz, gerechte Bezahlung und Karriereentwicklungspotenzial, das Selbstwertgefühl beeinflussen.
Zusammengenommen lässt sich also sagen, dass Arbeit einen erheblichen Einfluss auf das Selbstwertgefühl hat, wobei die Qualität der Arbeit und die Arbeitsbedingungen entscheidend sind.

Ein Gedanke zu „Selbstwertgefühl hängt auch von der Arbeit ab – Tag 7“
  1. Es ist meist nur Makulatur, wenn wir von der Anerkennung der häuslichen Arbeit einer Mutter sprechen. Würde die Gesellschaft sie anerkennen, würde sie ihr genau das geben, was bei uns Anerkennung symbolisiert. Soziale Absicherung und Einkommen.

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